Medizin: Aktuell
Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. Marcus Mau.
Es ist der bisher längste
und auch schwerwiegendste Ausbruch von Ebola in Afrika – und die Welt hält den
Atem an. Trotz aller Bemühungen seitens der WHO und unzähliger
Hilfsorganisationen vor Ort ist die Seuche einfach nicht zu stoppen.
Mittlerweile sind vier Staaten Westafrikas betroffen: Guinea, Liberia, Sierra
Leone und Nigeria. Die Politik hat versagt und damit diesen Ausbruch begünstigt,
urteilen viele einstimmig. Doch ist dem wirklich so? Herrschte in allen Ländern
das gleiche Mißmanagement? Und was steckt hinter den aufkeimenden Hoffnungen in
experimentelle Therapieverfahren, um Ebola zu stoppen?
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Das Ebolavirus aus der Familie der Filoviridae.
(Bild: Wikipedia/Dr. FA Murphy, CDC) |
Mittlerweile (Stand: 27.07.2014) sind insgesamt 909
bestätigte Fälle von an Ebola erkrankten Menschen in Westafrika erfasst;
Tendenz weiter steigend. Die Hauptlast der Epidemie verlagert sich immer weiter
auf die Hilfskräfte. Inzwischen soll nach Meldungen bereits jeder zehnte
Betroffene eigentlich ein medizinischer Helfer sein. Selbst leitende Ärzte und
Missionarinnen sind erkrankt oder an den Folgen der Infektion verstorben. Dennoch
zeigen die Neuerkrankungsraten deutlich, dass nicht alle betroffenen Staaten in
gleicher Weise unzureichend auf die Gefahr reagierten. Während die Fallzahlen
in Liberia und Guinea anfangs relativ stabil waren, verdoppelte sich die Zahl
der Infizierten in Sierra Leone innerhalb nur eines Monats (siehe Grafik „Bestätigte
Ebola-Fälle Juli 2014“).
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Bestätigte Ebola-Fälle Juli 2014 (Datenquelle: WHO) |
Ein weiterer Fall aus Nigeria lässt die Welt in der Zwischenzeit
den Atem anhalten. Der Mann war per Flugzeug eingereist und noch im nigerianischen
Flughafen zusammengebrochen. „Kommt das Virus nun auch zu uns?“, fragen deshalb
viele Menschen dieser Tage verunsichert.
Gefahr aus der Luft?
Die Experten in Deutschland, den USA und Großbritannien
sagen hierzu, dass die Gefahr eines Ebola-Imports sehr gering, aber dennoch
nicht vollständig zu kontrollieren sei. Ein bereits infizierter Mensch, der
noch keine Symptome zeigt, könne sehr leicht mit dem Flugzeug in jeden Winkel
der Erde reisen. Die Luftfahrtverbände weltweit sind sich dieser Möglichkeiten
bewusst und arbeiten derzeit mit der WHO an Änderungen bei der
Fluggastkontrolle. In der Zwischenzeit wurde ein erkrankter US-amerikanischer
Arzt aus Liberia in die USA ausgeflogen, um ihn dort mit einer experimentellen
Therapie vielleicht noch retten zu können. Ob Impfung (präventiv) oder Behandlung
mit einem Medikament (kurativ), um das Virus in seiner Vermehrung zu stoppen -
erste Versuche an Affen waren durchaus vielversprechend.
Favipiravir (T-705) erfolgreich
in der Zellkultur und im Mausmodell
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Strukturformel Favipiravir (T-705)
(Bildquelle: Wikipedia/Yikrazuul) |
Nach wie vor gibt es weder einen Impfstoff noch eine
wirkliche Therapieoption gegen Ebola. Dennoch mangelt es nicht an Ideen und
Forschungen, um eines Tages doch die rettende Vakzine oder das Medikament gegen
die Krankheit zu finden. Einen Schritt in diese Zukunft machte ein Team des
Bernhard-Nocht-Instituts in Hamburg (Deutschland). Die Wissenschaftler testeten
in Zellkulturen und an Mäusen, ob der antivirale Wirkstoff Favipiravir (T-705) das
Zaire-Ebolavirus stoppen könnte.
Und tatsächlich, in der Zellkultur hemmten 110 µM der
Substanz T-705 die Virusvermehrung. Ebenso konnten Mäuse gerettet werden,
welche sechs Tage nach der Infektion mit T-705 behandelt wurden. Die Tiere
zeigten eine hohe Virusclearance, weniger starke Krankheitssymptome und
überlebten die Infektion mit dem Ebolavirus zu 100%. „Unsere Ergebnisse geben
Hoffnung, dass die Substanz eines Tages eine echte Therapieoption bei
fortgeschrittener Ebola-Infektion sein könnte“, schlussfolgern die Forscher
optimistisch. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass der Weg dorthin noch
lang ist: Zuerst müsse die Substanz an Affen getestet und später am Menschen
weiter erprobt werden. Die Ergebnisse geben jedoch eine derzeit nicht ganz
unbegründete Hoffnung im Kampf gegen die tödliche Seuche. Doch die Behandlung
von Ebola ist nur die eine Seite der Medaille. Gibt es denn auch mögliche Kandidaten,
um eine wirksame Schutzimpfung zu entwickeln und so eine Ansteckung zukünftig
zu vermeiden?
Impfung: Virusvektoren
mit Ebolagenen schützen Affen vor einer Infektion
Eine wirksame Impfung, um einer Ansteckung mit dem
hochinfektiösen Ebola-Erreger vorzubeugen, wäre natürlich das beste
Zukunftsszenario. Aber gerade der Weg zu einer funktionierenden Impfung ist oft
schwer und allzuoft sehr steinig. Dennoch haben beispielsweise amerikanische
Forscher einen Weg gefunden, das Hüllprotein des Ebolavirus in das Genom eines Impfvirus
einzubauen und damit Affen zu impfen. Im Ergebnis waren diese geimpften Affen je
nach „eingeschleustem“ Hüllprotein anschließend gegen Infektionen durch
Ebolaviren vom Stamm Sudan, Zaire und Bundibugyo immun. „Der weitere Weg bis zu einem Impfstoff für den
Menschen ist aber trotz der vielversprechenden Ergebnisse noch sehr weit“,
bremsen die Wissenschaftler die Euphorie.
Das nationale US-Institut für Allergien und
Infektionskrankheiten (NIAID) hat derweil weitere klinische Versuchsreihen
angekündigt, in denen ab Mitte September 2014 einige experimentelle Impfstoffe
gegen Ebola auch am Menschen getestet werden sollen.
Quellen:
Ärzte Zeitung online, 01.08.2014
Mire CE et al. Vesicular stomatitis virus-based vaccines protect nonhuman primates against Bundibugyo ebolavirus. PLOS Neglected Tropical Diseases 2013; 7(12), e2600
Oestereich L et al. Sucessful treatment of advanced Ebola virus infection with T-705 (favipiravir) in small animal model. Antiviral Research 2014; 105, 17-21
WHO (World Health Organisation), http://www.who.int/csr/don/archive/disease/ebola/en/
Exkurs in Bildern: Tagebuch einer Infektion (fortlaufend)
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Bestätigte Ebola-Fälle in Westafrika 14. Juli 2014.
Das Epizentrum des Ausbruchs verlagert sich nach Sierra Leone. (interaktive Karte) |
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Bestätigte Ebola-Fälle in Westafrika 27. Juli 2014.
Ein Flugreisender brachte Ebola nach Nigeria. (interaktive Karte)
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