HPV-Impfung: Weshalb es sich lohnt, auch die Jungen zu impfen

News: Medizin

Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. rer. nat. Marcus Mau.

In den vergangenen Jahren zeigten Studien neben dem ­Zervixkarzinom auch eine hohe HPV-Beteiligung bei Penis-, Anal- und oropharyngealen Karzinomen, was die Impfung für Jungen weiter in den Fokus rückt.

Derzeit sind 210 HPV-Typen klassifiziert, von ­denen 40 des Genus Alpha vorwiegend die Ano­ge­nitalregion infizieren. Dort verursachen die so­ge­nann­ten Low-risk HP-Viren überwiegend Condylome, die high-risk HPV können jedoch zu Dysplasien, Zervix-, Penis- und Analkarzinomen führen.

HPV-Infektionen: längst nicht nur ein Frauenproblem
Die HIM-Studie, welche 1.200 gesunde, asymptoma­tische Männer untersuchte, fand In­fektionsraten für diverse HPV von circa 50 %. In der Regel handelte es sich dabei zwar um transiente Infektionen, die im Mittel nach sieben Monaten wieder verloren wurden. Allerdings gilt dies nicht für HIV-positive Männer, wie eine weitere Studie an 800 HIV-Positiven nachwies. Aufgrund der bestehenden erworbenen Immunschwäche wird HPV nur unzureichend oder gar nicht mehr aus dem Körper der Betroffenen eliminiert. Dies führt dazu, dass die HPV-Prävalenz in HIV-positiven Männern sogar bis auf 90 % ansteigt. Für diese Patienten besteht ein um ein Vielfaches höheres Risiko für das HPV-induzierte Analkarzinom.

Feigwarzen nehmen zu
Unabhängig vom HIV-Status haben jedoch beide Geschlechter ein etwa 10 %iges Risiko, im Leben an HPV-abhängigen Condylomen zu erkranken. Derzeit leidet etwa 1 % der deutschen Bevölkerung an Condylomata acuminata, in Großstädten liegt die Inzidenz noch darüber. Doch weshalb sind Feigwarzen heute, wie viele andere Geschlechtskrankheiten auch, weiter auf dem Vormarsch?
Eine wichtige Rolle dabei könnte die weitverbreitete Intimrasur sein. Der genitale Kahlschlag hat nämlich auch eine entscheidende Nebenwirkung: Die Intimrasur setzt immer kleine Hautschäden. Gerade für Menschen mit HPV-Infektionen besteht dabei die Gefahr, die Viren im betroffenen Hautareal zu verteilen und auch Partner, die ebenfalls im Intimbereich rasieren, sehr viel leichter anzustecken.Erstes Anzeichen sind meist kleine, aber weiträumig auftretende Warzen innerhalb des rasierten Bereichs. Doch auch andere Erkrankungen können die Mikroläsionen als Eintrittspforten nutzen, so z. B. die Syphilis. "Streng genommen gibt es nur eine Erkrankung, gegen die die Intimrasur hilfreich ist; und das sind Filzläuse. Denen wird nämlich mittels Rasur der Lebensraum dauerhaft genommen", weiß Prof. Norbert H. Brockmeyer, Vorsitzender der Deutschen STI-Gesellschaft.


Impfung schützt zuverlässig vor Feigwarzen
Österreich und die Schweiz impfen seit Kurzem beide Geschlechter gegen HPV-Infektionen. Im weltweiten Maßstab gehen hier die Australier allen voran, die mittlerweile Impfraten für Jungen und Mädchen von bis zu 70 % erreichen. Der Erfolg der HPV-Impfung in Australien zeigt sich darin, dass dort die Rate für Condylomata acuminata deutlich abnahm. Der oft vorgebrachte Herdenschutz ist bei uns mit Impfraten für Mädchen um 40 % nicht erreichbar und vernachlässigt zudem die Jungen, die später Partner aus dem nicht-geimpften Ausland haben sowie MSM. "Die Impfung der Jungen gegen HPV ist daher nicht nur gerecht, sondern auch medizinisch indiziert und ähnlich erfolgversprechend, wie der damit zu erreichende Infektionsschutz bei den Mädchen", findet Prof. Brockmeyer. Mehr dazu im folgenden Interview-Beitrag vom STI-Kongress in Berlin, 2016.

Interview mit Prof. Norbert H. Brockmeyer: Weshalb braucht es die HPV-Impfung für Jungen?




Quellen:
Interview mit Prof. Brockmeyer, DSTIG
Industrie-Symposium exklusiv: „Impfpräventable STI – Potenzial und Praxis einer geschlechtsneutralen HPV-Impfung bei Männern“ (Veranstalter: Sanofi Pasteur MSD GmbH), Berlin 2016

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