Zähneputzen gegen Rheuma
News: Wissenschaft
von Dr. Marcus Mau
Schlechte Zahnhygiene geht auf das Herz. Dieser Zusammenhang ist
bereits weithin bekannt. Doch was das Zähneputzen mit Knieschmerzen zu tun hat,
veröffentlichte der türkische Wissenschaftler Mesut Ogrendik kürzlich im
International Journal of General Medicine. Bakterien, welche Parodontose
hervorrufen, sind demnach auch für Autoimmunkrankheiten, wie beispielsweise die
Rheumatoidarthritis, verantwortlich. Doch wie funktioniert das im Detail?
Zwischen Parodontose und einer
Arthritis des Knies gibt es eine statistisch nachweisbare Verbindung. Beide
Erkrankungen zeigen ähnliche Entzündungsverläufe und sprechen ebenso auf die
gleichen Medikamente an. „Zudem leiden Menschen mit Parodontose weitaus
häufiger unter arthritischen Gelenkentzündungen als Gesunde“, so Ogrendik in
seiner Arbeit. Wenn also Parodontose und Rheumatoidarthritis auf die Behandlung
mit bestimmten Antibiotika ansprechen, spielen dann Bakterien eine Rolle bei
der Entstehung der Autoimmunerkrankung Rheumatoidarthritis? Dieser Frage wollten
Ogrendik und Kollegen nachgehen.
Parodontoseerreger und
Entzündungen im Kniegelenk?
Nach Aussage
der Wissenschaftler gehören etwa 20 Bakterienarten zu den Auslösern für
Parodontose. Einige davon scheinen auch eine Rolle bei systemischen
Autoimmunerkrankungen wie z. B. Rheumatoidarthritis zu spielen. Antikörper
gegen diese Parodontoseerreger ließen sich ebenfalls in den entzündeten
Gelenken nachweisen. Darüber hinaus fand Ogrendik DNA der betreffenden
Bakterien in der Gelenkflüssigkeit sowie im Blut der Patienten. Die
verdächtigen Bakterien sind Porphyromonas gingivalis, Prevotella
intermedia, Tannerella forsythia, and Aggregatibacter
actinomycetemcomitans, die ursprünglich
alle in die Gruppe der Parodontoseerreger gehören.
Bakterien als
Ursache der Rheumatoidarthritis
Obgleich der genaue Mechanismus noch nicht
bis ins kleinste Detail verstanden ist, scheinen die Bakterien aus dem Mundraum
über Verletzungen des Zahnfleisches in den Blutstrom zu gelangen. Von hier aus
verbreiten sie sich überall im Körper, sodass unter anderem ihre DNA in der
Gelenkflüssigkeit des Knies nachgewiesen werden konnte. Darüber hinaus scheinen
die Bakterien wie z. B. P. gingivalis
bestimmte Eiweißstrukturen im Körper zu zerstören. Diese veränderten Moleküle
sind dann eine Grundvoraussetzung für die Entstehung von Autoantikörpern. Diese
greifen daraufhin bevorzugt körpereigene Strukturen im Knie und Gelenkknorpel an.
Gleichzeitig steigt die Konzentration von C-reaktivem Protein, welches zur
angeborenen Abwehr gegen Bakterien wie P.
gingivalis gehört. In der Folge kommt es zu schweren Entzündungen im
Gelenkbereich. Die Mediziner sprechen dann von einer autoimmunen Erkrankung, beispielsweise
von der sogenannten Rheumatoidarthritis.
Die Wissenschaftler geben jedoch ebenfalls zu
bedenken, dass nicht alle Menschen mit Parodontose eine Rheumatoidarthritis
entwickeln und im umgekehrten Fall auch nicht alle Rheumapatienten an Parodontose
leiden müssen. Es besteht also auch weiterhin großer Forschungsbedarf, um die
Zusammenhänge zwischen der Mundhygiene und einem Rheumaleiden vollständig aufklären
zu können.
Quellen:Ogrendik M. 2013. Rheumatoid arthritis is an autoimmune disease caused by periodontal pathogens. Int J General Med 6, 383-386.
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