Künstliche Süßstoffe – Übergewicht bei null Kalorien?
Hypothese: Medizin
Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. Marcus MauSeit mehreren Jahren bereits häufen sich die Anzeichen, dass künstliche Süßstoffe genauso wie Zucker zu Übergewicht und anderen gesundheitlichen Folgen führen. „Der Gebrauch von süß-schmeckenden, aber kalorienfreien Getränken und Nahrungsmitteln lässt den erlernten Zusammenhang zwischen süßem Geschmack und der Energieaufnahme aus dem Ruder laufen“, so die Wissenschaftler. „Die Folge ist eine gesteigerte Aufnahme kalorienreicher Nahrungsmittel, um den Energiemangel auszugleichen.“
Süßstoffe machen dick: Die Studienlage
Verschiedene Studien kommen zu dem gleichen Schluss: Menschen, die künstliche Süßstoffe verwenden, neigen eher zu einer Gewichtszunahme als solche, die keine künstlichen Süßstoffe zu sich nehmen. Dennoch heißt dies im Umkehrschluss nicht, dass es gesünder wäre, Zucker in großen Mengen zu essen.
Darüber hinaus bieten sowohl Süßstoffe als auch Zucker das gleiche Risiko, ein metabolisches Syndrom (extremes Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, freie Fette im Blut) zu entwickeln. Doch wie ist das möglich, wenn Süßstoffe doch weniger oder keine Kalorien enthalten?
Was läuft schief im Gehirn, dass wir trotz Süßstoffe dicker werden?
Erste Hinweise auf die Mechanismen hinter diesem Phänomen erhielten die Forscher aus Experimenten an Ratten und Mäusen. Tiere, deren Futter mit kalorienfreien Süßstoffen angereichert war, nahmen mehr Gewicht zu als jene, die zuckerhaltige Nahrung erhielten. Was war passiert?
Während künstliche Süßstoffe einen süßen Geschmack transportieren, bieten sie keinerlei Energie für den Körper, wodurch wichtige Mechanismen im Gehirn, die die Sättigung kontrollieren, nicht mehr funktionieren. In der Folge nahmen die Tiere, deren Futter mit Süßstoffen gesüßt war, sehr viel mehr Nahrung auf, als die Zuckergruppe.
Die Forscher nehmen an, dass der süße Geschmack dem Gehirn Energie signalisiert, die jedoch durch die kalorienfreien Süßstoffe nicht geliefert wird. Dies verstärkt den Appetit sowie den Drang nach Zucker und Energie und fördert somit die Aufnahme energiereicher Nahrung. Ganz ähnliche Mechanismen können auch im Menschen ablaufen und fördern hier Heißhunger auf Süßes und Fettreiches, wodurch es langfristig zu Übergewicht kommen kann.
Lässt sich das Wissen um die Rolle von Geschmack und Kalorien für die Sättigung zukünftig besser nutzen? Die Chancen dafür stehen gut. Denn werden weniger Fett und Salz in Speisen verwendet, ohne den fehlenden Geschmack durch künstliche Aromen zu ersetzen, nimmt nach einigen Wochen die Lust auf weniger salzige oder fettige Lebensmittel zu. Gleiches könnte für Zucker in Lebensmitteln gelten. Doch dann wäre es richtiger, ganz auf Süßungsmittel zu verzichten als den Zucker durch kalorienfreie Süßstoffe zu ersetzen. „Die Welt zu „entsüßen“ könnte der Schlüssel sein, um die Adipositas-Epidemie zu stoppen“, so die Forscher.
Quellen:
Swithers SE. 2013. Artificial sweeteners produce the counterintuitive effect of inducing metabolic derangements. Trends in Endocrinology and Metabolism 24(9), 431-441
Yang Q.
2010. Gain weight by “going diet?” Artificial sweeteners and the neurobiology
of sugar cravings. Yale Journal of Biology and Medicine 83, 101-108
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