Hepatitis C wird heilbar - Neue Wirkstoffe stoppen das Virus

News: Medizin

Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. Marcus Mau.

Wiesbaden, 28. April 2014 – Rund eine halbe Million Menschen in Deutschland sind mit dem über das Blut übertragenen Hepatitis C-Virus infiziert. Unbehandelt erkranken sie früher oder später an einer Leberentzündung und Leberzirrhose. Das Lebergewebe vernarbt und nicht selten entwickelt sich diese chronische Hepatitis weiter zum Leberkrebs. Hepatitis ist hierzulande die häufigste Ursache für eine Lebertransplantation. Dank neuer Wirkstoffe haben Betroffene jetzt sehr gute Aussichten auf Heilung.

Die modernen Medikamente hindern das Virus daran, sich zu vermehren und blockieren damit die chronische Entzündung der Leber. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sieht darin eine Chance für einen Wendepunkt in der Krankenversorgung. „Das ist eine Revolution in der Medizin und hat Modellcharakter. Die chronische Virushepatitis wird jetzt behandelbar“, so Dr. Markus Cornberg auf der Mittagspressekonferenz der DGIM in Wiesbaden.
Mehr als 95 Prozent Heilung möglich dank neuer Medikamente

Die Behandlung von Hepatitis C erforderte bisher viel Geduld: Die Patienten mussten über bis zu eineinhalb Jahre lang zweimal täglich Tabletten mit dem Wirkstoff Ribavirin einnehmen und wöchentlich das Hormon Interferon spritzen. Interferon stärkt die körpereigene Virusabwehr. „Doch vor allem seine Nebenwirkungen machen die Behandlung für die Patienten beschwerlich, und eine echte Erfolgsgarantie gab es dabei nicht“, beschreibt der DGIM-Vorsitzende Professor Dr. med. Michael P. Manns aus Hannover. „Nur etwa die Hälfte der Patienten erreichte das Therapieziel: ein über das Ende der Behandlung anhaltendes Ansprechen des Virus auf das Medikament“, so Prof. Manns weiter.

Die chronische Virushepatitis wird
dank neuer Medikamentenkombination heilbar.
(Bildnachweis: Hartmut910/pixelio.de)
Zwei neue Wirkstoffe haben die Heilungschancen deutlich verbessert: „Boceprevir und Telaprevir erreichen in Kombination mit Interferon und Ribavirin eine Heilungsrate von bis zu 80 Prozent“, berichtet Professor Manns. Neu an den beiden Substanzen ist, dass sie direkt gegen das Hepatitis C-Virus wirken, indem sie ein bestimmtes Enzym des Virus, die HCV-Protease, blockieren und damit seine Vermehrung stoppen. Zwei weitere Medikamente der sogenannten „nächsten Generation“, Semiprevir und Sofosbuvir, wurden gerade in den USA zugelassen, Europa wird folgen. Bereits Ende 2014/Anfang 2015 soll die Dreierkombination der Wirkstoffe auch in Deutschland verfügbar sein.
„Es ist vorstellbar, dass es in fünf Jahren wie bei der HIV-Therapie Kombinationspräparate gibt, die einmal täglich als Tablette eingenommen werden können und die aber im Gegensatz zur HIV-Therapie zur Heilung führen können“, meint der DGIM-Vorsitzende. In einer Studie an 3102 Patienten heilte die Hepatitis C bei 96,4 Prozent der Probanden aus. Ein Problem sieht der Experte jedoch zukünftig darin, alle Menschen zu finden, die mit dem Virus infiziert sind und von einer Therapie profitieren würden: „Denn eine Hepatitis C kann Jahrzehnte lang beschwerdefrei bleiben.“ Zeigt die Erkrankung Symptome, sei es für eine Heilung derzeit oft zu spät.

Ein vorsichtiger Blick in die Zukunft
„Hepatitis C ist in Deutschland die häufigste Ursache für eine Lebertransplantation, und die frühzeitige Behandlung könnte die Warteliste deutlich entlasten“, sagt Professor Manns. Im Prinzip könnte das Hepatitis C-Virus durch die Behandlung aller Infizierten weltweit ausgerottet werden, wie etwa das Pockenvirus. Damit rechnet Manns allerdings nicht. Die Behandlung sei kostspielig und für viele Länder, insbesondere der Dritten Welt, derzeit nicht finanzierbar. Andererseits ist die Hepatitis C gerade in diesen Ländern sehr häufig.
Zumindest für Deutschland sehr viel euphorischer blickt Dr. Cornberg in die Zukunft: „Bis 2030 könnte die Hepatitis C bei uns erledigt sein. Vorausgesetzt, wir finden alle Patienten mithilfe neuer Diagnoseverfahren.“

Quelle:
120. Internistenkongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM); 26. bis 29. April 2014, Rhein-Main-Hallen Wiesbaden; Mittagspressekonferenz vom 28.04.2014

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