Alternative Arthrosemittel: Was wirklich hilft

News: Komplementärmedizin

Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. Marcus Mau.

Arthrose, Arthritis, Rheuma und Gicht sind die vier häufigsten Gelenkerkrankungen in Deutschland. Sie gehören zu den Krankheiten des rheumatischen Formenkreises. Ihnen allen gemeinsam ist die Entzündung, welche schließlich zu Bewegungseinschränkungen und starken Schmerzen im Gelenk führt. Neben den klassischen Schmerzmitteln bei Arthrose und den gängigen Operationsverfahren tauchen auch immer wieder sogenannte Wundermittel auf, die gegen die Krankheit helfen sollen. Doch was hilft wirklich? Wie gut ist die Komplementärmedizin bei degenerativen Gelenkerkrankungen aufgestellt?
Fehlernährung und das damit verbundene Übergewicht sowie der latente Bewegungsmangel unserer heutigen Zeit führen dazu, dass in den Industrienationen bis zu 10% der Bevölkerung in höherem Lebensalter (> 59 Jahre) unter symptomatischen Gelenkarthrosen leidet; Frauen sind davon sogar häufiger betroffen als Männer.

Konventionelle Therapie mittels Schmerzmitteln
Aus klassisch medizinischer Sicht sind die Behandlungsmöglichkeiten bei Arthrose noch immer sehr begrenzt. Krankengymnastik und Schmerzmittelgebrauch (sogenannte NSAR) gelten weithin als etablierte Therapien. Wie solche NSAR wirken und welche Nebenwirkungen sie auslösen können, lesen Sie unter anderem hier: http://ideen-und-wissen.blogspot.de/2013/04/schmerztherapie-bei-arthrose-von.html

Interessant ist, dass die Arthroskopie bei geschädigten Gelenken noch immer sehr häufig durchgeführt wird, ohne dass es dafür tatsächlich einen wissenschaftlichen Beleg der Wirksamkeit bei Arthrose gäbe. Am Ende eines langen Leidensweges steht in vielen Fällen schließlich die Knie- oder Hüftprothese. Doch auch hier gibt es Anzeichen für eventuelle Spätfolgen, meist dadurch, dass Metalle aus den Prothesematerialien freigesetzt werden und sich im Körper anreichern können. Langzeitstudien zu diesem Thema fehlen bisher.

Künstliche Hüftgelenke sind oft der letzte Ausweg
aus dem Arthroseschmerz. (Quelle: Dieter Schütz/pixelio.de).

Liegen Hoffnungen und Wirkungen in der Komplementärmedizin?
Da die Schmerzmittel bei Langzeitanwendung schwere Nebenwirkungen haben und die Knieoperation zwar Linderung bringen kann, dies aber nicht zwingend erfolgreich muss, ist der Ruf nach Alternativen und ergänzenden (komplementären) Behandlungsverfahren größer denn je. Die Komplementärmedizin im Bereich der Arthrosebehandlung wird hauptsächlich eingesetzt, um Schmerzen zu lindern sowie die Beweglichkeit im Gelenk zu erhalten und somit den Gelenkersatz hinauszuzögern. Das Buch „Checkliste Komplementärmedizin“ (R. Huber & A. Michalsen (Hrsg., Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG, ISBN: 978-3-8304-7369-5) weist die folgenden komplementären Verfahren als wirksam bei Arthose aus:
  • Während eine generelle vegetarische oder sogar vegane Ernährungsweise bei Arthrose sehr hilfreich ist, zeigte insbesondere das Heilfasten in einer kontrollierten Studie sehr gute Ergebnisse bei der Schmerzlinderung. Um diesen Effekt auch über die Zeit des Fastens hinaus zu garantieren, ist eine Ernährungsumstellung zwingend erforderlich.
  • Kräftigende und gelenkschonende Bewegung stärkt die Muskulatur und Bänder, welche die Gelenke stützen.
  • Da empfundene Schmerzen sehr häufig auch stressabhängig sind, haben sich Methoden zur Stressreduktion bei Arthrose ebenso bewährt, z. B. Yoga, Feldenkrais oder Tai-Chi und Qigong.
  • Eine besonders große Stellung nimmt die Phytotherapie bei der Behandlung einer Arthrose ein. Verschiedenste Pflanzenextrakte (z.B. Brennnessel, Weidenrinde, Weihrauch) zeigten in Studien schmerzlindernde und/oder entzündungshemmende Wirkungen. Ebenso können wohl Beinwell, Cayennepfeffer sowie Kohlwickel die Symptome einer aktiven Arthrose lindern.
  • Auf orthomolekularer Ebene zeigten sich Sojaprotein, Vitamin E und Basenpulver als fraglich bzw. gering wirksam. Chondroitin- und Glucosaminsulfat sind bei Arthrose neuesten Metaanalysen zufolge nicht über den Placeboeffekt hinaus wirksam.
  • Gezielte Kälte- oder Wärmereize führen empirisch zu einer Verbesserung der Arthrosesymptome. Allerdings unterscheidet sich die Wirkung solcher medizinischer Bäder individuell. Heiße Wannenbäder sind zuhause sehr leicht umsetzbar, allerdings ist auf Begleiterkankungen wie Krampfadern und Herzschwäche zu achten, welche solche Bäder generell verbieten.
  • Ultraschall- und Elektrotherapie bei Arthrose zeigten bisher nur milde Effekte.
  • Besonders gut untersucht und hinreichend belegt ist die Wirkung der Akupunktur bei Schmerzleiden im Allgemeinen und bei Gelenkarthrosen im Besonderen. Ergänzend stehen schmerzlindernde Punkte am Ohr zur Verfügung.
  • Aus der Reihe der ausleitenden Verfahren ist die Blutegeltherapie als sehr gut geeignete Methode zur Linderung einer symptomatischen Arthrose zu nennen. Dieses Verfahren gilt als hochwirksam, was in zahlreichen Studien und anhand empirischer Beobachtungen bestätigt wurde. Eine einmalige Blutegeltherapie soll demnach bereits bei bis zu 80 % der Patienten zu einer Linderung der Gelenkschmerzen führen; und dies innerhalb von zwei bis neun Monaten.
Einen weiteren Überblick über die Studienlage zu ausgewählten Naturstoffen gibt Ihnen auch der folgende Artikel: http://ideen-und-wissen.blogspot.de/2013/08/arthrose-ganz-naturlich-behandeln-ein.html

Fazit: Die derzeitig rasant zunehmende Zahl der Forschungsarbeiten zu alternativen Behandlungsmethoden – nicht nur bei Arthrose - zeigt eines ganz deutlich: Die Komplementärmedizin ist endlich auch in der etablierten klinischen Medizin angekommen.
Quelle: Huber, Roman; Michalsen, Andreas (Hrsg.): Checkliste Komplementärmedizin, Karl F. Haug Verlag, Stuttgart 2014, ISBN: 9783830473695

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