Begleitende Therapiemaßnahmen für HIV-Patienten
News: Medizin
Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. Marcus Mau.
Therapieleitlinien im Bereich HIV/AIDS sind
meist erste Anleitungen, bedürfen aber fast immer einer individuellen Anpassung. Oftmals
erreichen Patienten im weiteren Verlauf einen Punkt, an dem sie Hoffnung auch in einer neuen
Lebensführung und alternativen Behandlungsmethoden suchen.
HIV-Patienten
können zusätzlich zur antiretroviralen Therapie Cannabis, Massagen oder Akupunktur erhalten –
Methoden und Empfehlungen gibt es dazu sehr viele. Doch halten diese auch einer wissenschaftlichen Überprüfung stand? Nicht in jedem Fall, jedoch können einige
der folgenden Anwendungen die Lebensqualität der Patienten nachweislich verbessern.
Massage und Bewegung erhöhen die Fitness
Dank der
kombinierten antiviralen Therapie ist HIV heute eine beherrschbare, chronische Erkrankung, die aber dennoch den Körper, das Allgemeinbefinden sowie die
Lebensqualität beeinflusst. Besonders wichtig für Patienten ist deshalb
Bewegung sowie moderate sportliche Aktivität.
Mindestens 20 Minuten Bewegung an drei Tagen in der Woche reicht bereits
längerfristig aus, die
allgemeine Fitness zu erhöhen, die Körperzusammensetzung zu verbessern und das körperliche
Wohlbefinden zu steigern, so ein aktueller Cochrane-Review. Unterstützend kann zudem eine Massagetherapie die Lebensqualität von HIV-Patienten verbessern. Durch
sie ließen sich vor allem Stress abbauen sowie das Immunsystem stärken. In vier
randomisierten kontrollierten Studien zeigte sich, dass Massagen für
HIV-Patienten und AIDS-Kranke im fortgeschrittenen Stadium die allgemeine Lebensqualität
steigern kann, wenn auch andere Entspannungsverfahren, wie z.B. die Meditation,
erlernt wurden. Ob die Massagetherapie darüber hinaus die Immunantwort stärkt, und die Patienten so besser gegen ihre Erkrankung ankämpfen können, ist durch
die bisherigen Studien nicht
hinreichend belegt.
Cannabis und HIV
Seit
Längerem wird Cannabis AIDS-Patienten in natürlicher Form oder pharmazeutisch
produziert als
Dronabinol empfohlen, um deren Appetit anzuregen. Dies soll das Gewicht wieder
leicht ansteigen lassen und die Stimmung heben. Ein Cochrane-Review kommt jedoch
zu dem Schluss, dass sich ein solcher fördernder Einfluss von Cannabis bei HIV-
und AIDS-Patienten anhand der derzeitigen Studienlage nicht zweifelsfrei
nachweisen lässt. Hauptursache dafür sind die zu kleinen Patientengruppen sowie
der alleinige Fokus auf die Kurzzeitwirkungen. Ganz ähnlich verhält es sich mit der
gesunden Ernährung bei HIV/AIDS.
Ernährungsempfehlungen
Generell
gilt, dass HIV-Patienten sich nach den gleichen Regeln der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung (DGE) ernähren sollten wie gesunde Menschen.
Lediglich in Bezug auf rohe oder unverarbeitete Lebensmittel unterscheiden sich
HIV-Positive von Negativen. Pathogene Darmkeime (z.B.
Salmonellen), die häufig in rohen Eiern und Geflügel anzutreffen sind, stellen
dabei für HIV-Patienten eine Hauptgefahr dar. Eine besonders proteinreiche
Ernährung soll zudem das Risiko verringern, verfrüht an opportunistischen Erkrankungen
infolge von AIDS zu versterben. Statistische Evidenz ließ sich hierfür jedoch
bisher nicht finden.
Vorsicht bei Johanniskraut!
In einigen
Fällen muss darüber hinaus auf Wechselwirkungen zwischen medizinisch nutzbaren Pflanzen
und der HIV-Therapie geachtet werden. Während Johanniskraut die Plasmaspiegel
einiger antiretroviraler
Medikamente verringert, scheint vom beliebten und vielgenutzten Knoblauch nach jetzigem Kenntnisstand keine Gefahr auszugehen. Ein US-amerikanisches
Forscherteam untersuchte hierzu den Einfluss einer kurzzeitigen Knoblauch-Supplementierung
auf die CD4-Zellzahl, die HIV-Viruslast sowie die Therapieadhärenz der
Patienten. Die Wissenschaftler fanden bei den 77 HIV-Patientinnen, die an der
Studie teilnahmen, auch bei regelmäßigem Verzehr von Knoblauch keinen Einfluss auf
die untersuchten Parameter. Dennoch müssen zukünftige Studien klären, inwieweit
eine langfristige
Knoblauch-Supplementierung das HIV-Management möglicherweise beeinflusst.
Fazit
Insgesamt
betrachtet, tragen Entspannungsverfahren, eine ausgewogene Ernährung sowie ausreichend
Bewegung im Alltag zum Wohlbefinden von HIV-Patienten bei, wodurch deren
Lebensqualität langfristig gesteigert wird.
Quellen:
Grobler L et al. Cochrane
Database of Systematic Reviews 2013;2: Art. CD004536
Hillier
SL et al. Cochrane Database of Systematic Reviews 2010;1: Art. CD007502
Liu
C et al. Altern Ther Health Med 2012;18:18-22
Lutge
EE et al. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013;4: Art. CD005175
O’Brien K et al. Cochrane
Database of Systematic Reviews 2010;8: Art.CD001796
Anm.: Erstveröffentlichung in DER PRIVATARZT Urologie 1/2015
Kommentare
Kommentar veröffentlichen