Antioxidantien lassen Krebs explodieren
News: Forschung
Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. Marcus Mau.Sie sind gesund. Oder doch nicht? Forscher fanden in Experimenten kürzlich heraus, dass Antioxidantien entgegen allen Erwartungen eine bestehende Tumorerkrankung eher noch schlimmer machen.
Erhielten Mäuse die als gesund propagierten
Radikalfänger verabreicht, verdoppelte sich deren Metastasierungsrate bei
Hautkrebs. Ganz ähnliche Ergebnisse sahen die Wissenschaftler bei menschlicher
Haut und auch bei Lungenkrebs. Ihre Empfehlung: Krebspatienten sollten
antioxidative Nahrungsergänzungen besser meiden!
Aggressiver Lungenkrebs
Bereits zuvor war bekannt geworden,
dass an Lungenkrebs erkrankte Mäuse mit Antioxidantien zu einer höheren
Aggressivität ihres Tumors neigten. Die Lungentumoren wuchsen in jenen Tieren
dann sehr viel schneller. Darüber hinaus stieg die Metastasierungsrate
menschlicher Tumorzellen im Versuch messbar an. Sensibilisiert durch ihre
Studien, untersuchten die Forscher der Universität Göteborg nun aktuell den
Einfluss der Oxidantien auf Hautkrebs. Am malignen Melanom erkrankte Mäuse
erhielten als Antioxidans das N-Acetylcystein (NAC). Die für die Tiere
errechnete Dosierung entsprach der Dosierungsempfehlung für den Menschen von
etwa 665 bis 1.330 Milligramm pro Tag. Antioxidantien, wie das Vitamin C,
gelten gemeinhin als sehr gesund.
Doch das Ergebnis der Studie war
erschreckend und eindeutig zugleich: Diejenigen Mäuse, die das Antioxidans
erhalten hatten, litten an doppelt so vielen Metastasen wie die Kontrolltiere.
Darüber hinaus war bei den betroffenen Tieren sowohl die Zahl der befallenen
Lymphknoten, als auch die Menge der Tumorzellen in den Einzelmetastasen
deutlich erhöht. Die Primärtumore waren jedoch unverändert. Gerade Metastasen
sind aber beim Hautkrebs ein schwerwiegendes Problem und stellen die
Haupttodesursache dar. Vermutlich helfen die Antioxidantien den wandernden
Tumorzellen, sich auszubreiten. Krebszellen, die einen gut vaskularisierten
Tumorherd verlassen, sehen sich normalerweise oxidativem Stress ausgesetzt. Das
NAC aber schafft als Radikalfänger ein „ruhiges“ Milieu für die wandernden
Tumorzellen, was schließlich deren Erfolg garantieren könnte.
Antioxidantien besser vermeiden?
Angesichts solcher Ergebnisse raten
die Forscher allen Krebspatienten dringend davon ab, Nahrungsergänzungsmittel
mit Antioxidantien einzunehmen. Die Hoffnung, damit die Krebstherapie zu
unterstützen, könnte falsch sein. Patienten mit Hautkrebs müssen auch noch
etwas anderes als die Ernährung beachten: Die Haut-Lotionen sowie Sonnenmilch,
die wir uns zur täglichen Pflege auftragen, enthalten nicht selten Beta-Karotin
und/oder Vitamin E, die ebenfalls antioxidativ wirken. Obgleich diese
Substanzen nicht Gegenstand der aktuellen Studie waren, könnten siedoch
Hautkrebs auf eine ähnlich negative Weise beeinflussen wie die Antioxidantien
aus Nahrungsergänzungsmitteln.
Fazit
Das lange propagierte „viel hilft viel“ in Bezug auf Antioxidantien scheint zumindest bei Krebspatienten falsch zu sein. Sie profitieren nicht von der Behandlung mit antioxidativen Nahrungsergänzungsmitteln, erleben im Gegenteil dazu einen deutlich agressiveren Verlauf z. B. bei Haut- und Lungenkrebs.
Quelle:
Kristell Le Gal et al.; Science Translational Medicine 2015: 10.1126/scitranslmed.aad3740
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