Jugendsexualität: Aktiv, aber gut geschützt
News: Medizin
Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. Marcus Mau.Heutige Jugendliche (14 – 17 Jahre) und junge Erwachsene (18 – 25 Jahre) sind sexuell aktiv, aber wissen auch, wie man Schwangerschaft und STI vermeidet. Das Kondom ist dabei nach wie vor Verhütungsmittel Nummer eins. Kulturelle Unterschiede finden sich je nach Herkunft. Dies schlägt sich auch im Bereich der Aufklärung nieder, wie die Studie zur Jugendsexualität 2015 der BZgA vermittelt.
Sexuelle Aktivitäten unter den
14-Jährigen sind insgesamt mit durchschnittlich 6 % noch die Ausnahme. Doch mit
etwa 17 Jahren hat bereits mehr als die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland
Geschlechtsverkehr-Erfahrung. Im Alter von 19 Jahren haben 90 % der jungen Frauen
deutscher Herkunft das „erste Mal“ erlebt. Bei jungen Frauen mit ausländischen
Wurzeln sind hingegen erst im Alter von 21 Jahren gut zwei Drittel sexuell
aktiv (70 %). Für junge Männer gilt dies erst zwei bzw. drei Jahre später.
Feste
Partner sind von Bedeutung
„Annahmen, wonach immer mehr junge
Menschen immer früher sexuell aktiv werden, bestätigten sich in der aktuellen
Studie nicht“, betonte Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA. Positiv ist auch
zu erwähnen, dass die feste Partnerschaft jungen Menschen beim „ersten Mal“
immer wichtiger ist. Das Fehlen des oder der Richtigen ist, unabhängig von
Geschlecht und Herkunft, der Hauptgrund für Zurückhaltung vor dem ersten
Geschlechtsverkehr. Für Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergrund spielen
des Weiteren moralische Bedenken eine ebenso wichtige Rolle. Beispielsweise
geben 28 % das Motiv „vor der Ehe finde ich das nicht richtig“ als Grund für
sexuelle Zurückhaltung an. Bei Mädchen und jungen Frauen deutscher Herkunft wurde
dies nur in 4 % der Fälle berichtet. Für Mädchen und junge Frauen mit
Migrationsgeschichte ist bis ins Erwachsenenalter hinein ein anderes Motiv relevant:
die Angst, „dass die Eltern davon erfahren“ (20 %). Dieses Argument teilen
Mädchen und junge Frauen aus deutschen Elternhäusern in jüngeren Jahren, mit
zunehmendem Alter ist es dann allerdings weniger von Bedeutung.
Es
wird umsichtig verhütet
Das Verhütungsverhalten der 14- bis
17-Jährigen war im Jahr 2015 ausgesprochen umsichtig. Über 90 % der sexuell
aktiven Jugendlichen und jungen Erwachsenen sprechen mit ihrem Partner oder
ihrer Partnerin über Verhütung. Wie sehr sich das Verhütungsverhalten insgesamt
verbessert hat, zeigt der Langzeitvergleich für das Sexualverhalten deutscher
Jugendlicher: 1980 trafen noch 29 % der Jungen und 20 % der Mädchen keine
Verhütungsvorkehrungen beim „ersten Mal“. Heute sind es hingegen nur noch 6
bzw. 8 %. Für Jugendliche mit Migrationshintergrund gibt es zwar noch keine vergleichbaren
Daten, doch ist ein Trendvergleich für die vergangenen zehn Jahre möglich. Bei
Jungen mit ausländischen Wurzeln ging die Zahl Nichtverhütender beim „ersten
Mal“ demnach von 34 % im Jahr 2005 auf heute 10 % zurück. Bei den Mädchen sank
die Zahl im gleichen Zeitraum von 19 % auf nunmehr 2 % ab. „Es ist eine
ausgesprochen erfreuliche Entwicklung, dass Jugendliche schon bei den ersten
Sexualkontakten ganz besonders auf das Schutzverhalten achten“, erklärte Dr. Thaiss
weiter. Das Kondom ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit deutlichem
Abstand das Verhütungsmittel Nummer eins beim „ersten Mal“. Insgesamt 73 % der
14- bis 25-Jährigen gaben dies in der Studie an.
Aufklärung
durch die Eltern?
„Das Elternhaus spielt bei der
Sexualaufklärung eine wichtige Rolle. Eltern sind für ihre Kinder zugleich Vertrauenspersonen
und zentrale Beratungsinstanz in Verhütungsfragen,“ sagte Dr. Thaiss. Je nach
Herkunft leisten Eltern unterschiedliche Aufklärungsarbeit: Aktuell sprachen 63
% der Mädchen und 51 % der Jungen deutscher Herkunft mit ihren Eltern über
Verhütung, aber nur 41 % der Mädchen und 36 % der Jungen aus Elternhäusern mit
Migrationshintergrund.
Schule
ist für Jugendliche mit Migrationshintergrund der wichtigere Bezug
Der Schule kommt neben dem Elternhaus
eine wichtige Aufgabe in der Sexualaufklärung zu: Im Schnitt gaben 93 % der
Jugendlichen an, Themen der Sexualaufklärung im Unterricht besprochen zu haben.
Auf die Frage nach der wichtigsten Bezugsperson im Rahmen ihrer Aufklärung,
nannten Jungen Lehrer und Lehrerinnen an erster Stelle. Diese sind gerade auch
für Jugendliche mit Migrationshintergrund sehr wichtige Bezugspersonen, da
ihnen vielfach die Eltern als Ansprechpartner fehlen. Interessant ist zudem,
dass etwa 15 % der Mädchen Ärzte als wichtigste Bezugsperson nannten,
wohingegen nur 3 – 4 % der Jungen dies erklärten.
Quelle: Studie „Jugendsexualität 2015“ der BZgA; DER PRIVATARZT UROLOGIE 1/2016
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