Prostatakrebs: Diabetiker haben schlechtere Prognose

News: Medizin

Für Sie aufgespürt von Dr. rer. nat. Marcus Mau. Presseinformation des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung.


Menschen mit Typ-2-Diabetes erkranken zwar seltener an Prostatakrebs als Patienten ohne Diabetes. Allerdings ist die Sterblichkeit höher. Schuld daran könnte die verstärkte Expression des Androgenrezeptors sowie mitogener Formen des Insulinrezeptors sein.

Prostatakrebs und Typ-2-Diabetes gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei Männern. Obwohl Studien darauf hindeuten, dass Menschen mit Diabetes häufiger an Krebs erkranken, leiden Männer mit Diabetes nicht vermehrt an Prostatakrebs. Im Gegenteil: Meta-Analysen von Studien haben ergeben, dass Diabetes-Patienten seltener an diesem Karzinom erkranken. Allerdings ist die Sterblichkeit höher. Dies bestätigen auch aktuelle Untersuchungen von Forscherinnen und Forschern des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz-Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen (IDM), einem Partner des DZD, in Zusammenarbeit mit der Urologischen Universitätsklinik Tübingen.

Das Forscherteam hat kürzlich die Daten von Patienten analysiert, bei denen die Prostata krebsbedingt entfernt wurde. Wie erwartet waren darunter weniger Patienten mit Diabetes als in der Allgemeinbevölkerung. Allerdings hatten Prostatakrebs-Patienten mit Diabetes deutlich häufiger bereits Metastasen in den Lymphknoten. Zudem war der Anteil der Patienten, die nach den Leitlinien des National Comprehensive Cancer Network (NCCN) zu der sehr hohen Risikogruppe gehören, bei den Betroffenen mit Diabetes signifikant höher.

Doch was macht das Prostatakarzinom von Patienten mit Diabetes so aggressiv?

Diese Fragen haben die Forscher in einer weiteren Studie untersucht. Dazu haben sie 70 Tumorproben von Patienten ohne Diabetes und 59 Proben von Betroffenen mit Typ-2-Diabetes analysiert. Da bei der Entstehung von Prostatakrebs männliche Geschlechtshormone (Androgene) eine wichtige Rolle spielen, haben die Wissenschaftler die androgene Signalkette untersucht.

„Wir haben eine Genexpressionsanalyse von Schlüsselproteinen durchgeführt und festgestellt, dass bei Menschen mit Diabetes der Androgen Rezeptor (AR) verstärkt gebildet wurde“, sagte Dr. Martin Heni, der am IDM die Studie leitete. Auch der durch AR vermittelte Signalweg war verstärkt aktiviert.

Die Wissenschaftler haben noch einen weiteren Unterschied identifiziert: „In den Prostatakarzinomen der Patienten mit Diabetes werden verstärkt Insulinrezeptoren der Isoform A exprimiert“, erläuterte Dr. Stefan Lutz, Erstautor der Studie. Diese können Wachstumsfaktoren (engl. Insulin-like growth factors, IGF) binden. Das trägt zum verstärkten Zellwachstum und zur verstärkten Zellteilung bei. Zudem ist bei Patienten mit Diabetes auch die Steroidbiosynthese im Tumor verändert. Es werden weniger schützende Östrogen-Rezeptor-Liganden gebildet. Das verstärkt den Androgen-Signalweg in den Tumoren weiter.

„Unsere Arbeit liefert neue Erkenntnisse darüber, warum der Prostatakrebs bei Männern, die an Typ-2-Diabetes leiden, so aggressiv ist“, fasste Dr. Heni die Ergebnisse zusammen. „Das Prostatakarzinom bei Männern mit Typ-2 Diabetes hat eine schlechtere Prognose und muss daher eher und umfassender abgeklärt und behandelt werden als ein Prostatakrebs beim Nicht-Diabetiker“, betonte Prof. Dr. med. Arnulf Stenzl, Chefarzt der Urologischen Universitätsklinik Tübingen, abschließend.

Quellen:

Lutz SZ et al., Molecular Metabolism 2017

Lutz SZ et al., Endocr Relat Cancer 2018; doi: 10.1530/ERC-17-0465

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