Schlafstörungen bei Kindern: Gibt es einen einfachen Weg heraus?
News: Medizin
Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. rer. nat. Marcus Mau.
Schlafprobleme sind
bei Kindern heutzutage vergleichsweise häufig. Eine Ursache dafür ist der
steigende Medienkonsum, beginnend bereits im Kleinkindalter, aber auch
schulischer Stress, Probleme im Elternhaus und Ängste fördern Schlafstörungen.
Zur Behandlung dieser Kinder gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, bei denen
die medikamentöse Therapie mithilfe von Melatonin je nach Indikation stets das
letzte Mittel sein sollte.
Der Kinderarzt ist für Schlafstörungen beim Kind häufig die
erste Anlaufstelle. Bei fast jedem vierten betroffenen Kind lässt sich
anamnestisch zudem eine familiäre Häufung von Schlafstörungen finden – je
schlechter das Kind schläft, desto schlechter schlafen eben auch die Eltern.
Das Schlafprotokoll
Doch wie lange sollte ein Kind eigentlich schlafen? Für
Erwachsene gilt je nach Literatur eine Schlafdauer zwischen 7 und 8 Stunden als
optimal. Kinder schlafen naturgemäß aber oft sehr viel länger – jedoch eben
nicht alle. Kleinkinder leiden öfter unter Durchschlafproblemen. Mit steigendem
Alter und zunehmender Gehirnreife steigt die Tendenz zum Grübeln an. In der
Folge treten vermehrt Einschlafprobleme auf.
Schlaf und Schlafdauer sind dennoch individuelle Parameter,
die für jedes Kind ganz neu bestimmt werden müssen. Es gibt zudem eine familiäre Komponente: Benötigen die Eltern z. B. regelmäßig weniger
als 7 Stunden Schlaf, um ausgeruht und wach zu sein, liegt es nahe, dass auch
das Kind mit weniger Schlaf auskommen wird. Ein frühes Aufwachen des
betreffenden Kindes muss daher nicht zwangsläufig auf eine Schlafstörung hindeuten.
Um mehr Einblicke in den individuellen Schlaf zu erhalten,
haben sich im Praxisalltag Schlafprotokolle bewährt. Mit deren Hilfe erhält der
Kinderarzt sehr schnell und mit einfachsten Mitteln einen Überblick über das
Schlafverhalten des Kindes und mögliche Schlafstörungen. Wer dabei aber die
individuelle Schlafdauer eines Kindes ermitteln möchte, sollte immer über 10
bis 14 Tage lang während der Ferienzeit protokollieren lassen. Ohne Wecker und
andere Zwänge erwacht das Kind dann von selbst, nachdem es seinen individuell
ausreichend langen Schlaf hatte.
Verhaltenstherapie geht vor Melatonin
Kinder mit Schlafstörungen lernen zuerst im Rahmen einer
Verhaltenstherapie, Stress abzubauen und durch regelmäßige Schlafzeiten und
Schlafroutinen das Einschlafen zu verbessern. Werden solche Lerninhalte für das
Kind mit einer positiven Bekräftigung unterstützt, wie beispielsweise einem
Gute-Nacht-Kuss der Eltern, so erleichtert dies die Herausbildung einer eigenen
Schlafroutine sogar.
Therapieprogramme, wie z. B. Mini-KISS, KISS oder JuST, die
eigens für die Verhaltenstherapie von Kindern im Vorschulalter, Schulkindalter
bzw. für Jugendliche entwickelt wurden, verlängern in nur sechs Sitzungen die
Schlafdauer, reduzieren Einschlafstörungen und mindern darüber hinaus auch
mögliche schlafbedingte emotionale Störungen, wie Angst, Depressionen oder
Aggressivität. Dennoch gibt es immer wieder Fälle, die über
Verhaltensänderungen allein nicht zu therapieren sind. Welche
Behandlungsoptionen bieten sich dann noch in solch schwierigen Fällen?
Melatonin, der beste Freund des Sandmannes
Die aktuelle Leitlinie zur Behandlung von Schlafstörungen
aus dem Vereinigten Königreich führt aus, „dass Melatonin geeignet sein könnte,
um Schlafprobleme zu therapieren“. So zeigte sich in Studien, dass Melatonin
sowohl bei Autismus und ADHS als auch bei neurologischen Entwicklungsstörungen
hilfreich sein kann, um Schlafstörungen zu reduzieren. Ein Allheilmittel für
kindliche Schlafprobleme ist es aber dennoch nicht.
Melatonin ist in erster Linie ein Hormon und als solches
hoch wirksam. Deshalb ist es in seiner retardierten Form in Deutschland auch
als Medikament eingestuft und nicht als Nahrungsergänzungsmittel. Wie jedes
Medikament hat Melatonin ebenso Nebenwirkungen, wobei am häufigsten Kopfschmerzen
und Schläfrigkeit am Tage auftreten. Auch aus diesem Grund ist den
nicht-medikamentösen Therapieansätzen – vor allem bei Kindern – der Vorzug vor
Melatonin zu geben.
Quelle:
„Der
gesunde Kinderschlaf“, DGKJ, 14.09.2018, Leipzig
[Erstveröffentlichung am 17.09.2018 auf esanum.de]
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