Innovative Krebsmedizin: Wo wir derzeit stehen

News: Medizin

Für Sie aufgespürt beim Deutschen Krebskongress von Dr. Marcus Mau.

Dank medizinischer Innovationen ist Krebs heute besser behandelbar als noch vor wenigen Jahren. Neben den Fortschritten in der Chirurgie und in der Strahlentherapie leisten dabei auch systemische Therapien ihren Beitrag. Moderne Chemotherapien gehören heute ebenso zum Repertoire der Krebsbekämpfung wie neue zielgerichtete Medikamente.

Gerade die zielgerichteten Medikamente erfordern jedoch eine hochdifferenzierte molekulare Diagnostik: Zu den bekannten morphologischen und histologischen Charakteristika kommen biochemische und genetische Tumormerkmale als wichtige Entscheidungshilfe bei der Therapiewahl hinzu.

Der Lungenkrebs ist dabei ein gutes Beispiel, wie PatientInnen von dieser differenzierten Diagnostik profitieren können. Wird der Tumor positiv auf eine bestimmte sogenannte Treibermutation getestet, dann bestehen gute Aussichten darauf, dass die Behandlung mit einem zielgerichteten Medikament auch anschlägt – dadurch steigen letztlich ebenso die Heilungschancen im Vergleich zur Standardchemotherapie.

Der neue "Shooting Star" – Die Immunonkologie

Zu den Hoffnungsträgern in der systemischen Therapie zählt neben den zielgerichteten Medikamenten auch die Immunonkologie. Die Idee, das körpereigene Immunsystem gegen den Krebs zu mobilisieren, ist eigentlich nicht neu. Doch seit einigen Jahren ist bekannt, dass Krebszellen u. a. über molekulare Mechanismen verfügen, mit denen sie sich so maskieren können, dass das körpereigene Immunsystem sie nicht mehr erkennt.

Innovative Checkpoint-Inhibitoren unterlaufen solche Mechanismen gezielt. Für ihre Entwicklung wurde 2018 sogar der Medizin-Nobelpreis verliehen.

Neu ist auch die hochkomplexe CAR-T-Zelltherapie, bei der die T-Zellen der PatientInnen durch eine gentechnische Veränderung zu zielgerichteten Tumorkillern werden. Die CAR-T-Zelltherapie ist zurzeit nur für einige wenige Indikationen zugelassen. An ihrem Einsatz bei weiteren Krebserkrankungen wird aber intensiv geforscht.

Wohnortnahe Versorgung ist wichtig

Die genannten Beispiele sind exemplarisch für aktuelle Innovationen in der Krebsmedizin, über die auf dem Krebskongress in Berlin diskutiert wurde. Daneben gab es ein ganze Reihe weiterer Fragen, die es heute und in Zukunft zu klären gilt: Wie bewähren sich Innovationen schließlich im Versorgungsalltag? Wie lassen sich die Nebenwirkungen minimieren? Gibt es Patientengruppen, die besonders von einer bestimmten Methode profitieren? Wie können wir solche Innovationen optimal mit anderen Standard-Behandlungen kombinieren?

Darüber hinaus wollen die OnkologInnen hierzulande erreichen, dass alle PatientInnen in Deutschland die gleichen Chancen auf eine gute Versorgung haben – unabhängig vom Wohnort und der Art der Krebserkrankung. Das erfordert jedoch eine gute Vernetzung von Innovationszentren und den Leistungserbringern vor Ort. Keine leichte Aufgabe, denn für altersbedingt ausscheidende niedergelassene KollegInnen auf dem Land findet sich derzeit kein Nachwuchs. Und der Bedarf an ÄrztInnen, die in Innovationszentren an der Schnittstelle von Labor und Klinik forschen, ist längst nicht gedeckt.

Quelle: Pressekonferenz DKK 2020, Berlin vom 19.02.2020

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