Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) fördern Arthrose
News: Medizin
Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. Marcus Mau.Unter Arthrose ist eine langsam fortschreitende Gelenkzerstörung zu verstehen, deren Hauptursache in der mechanischen Abnutzung der Gelenkflächen liegt. Entgegen dem allgemeinen Volksglauben können bereits kleinste Verletzungen ausreichen, um den Abrieb an den Gelenkflächen zu verändern. In der Folge wird der Gelenkknorpel zerstört und das gelenk funktionsunfähig. Mit zunehmendem Alter tritt dieser Verschleiß natürlich auf, im jungen und mittleren Lebensalter jedoch spielt eine Überlastung der Gelenke häufig die wichtigste Rolle. Ein starkes Übergewicht erhöht den Druck auf die Gelenke sehr stark und belastet die Funktion und Ernährung des Knorpels nachhaltig. Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) sind demnach ein wichtiger Risikofaktor, der die Entstehung einer Kniegelenks- oder Hüftgelenksarthrose fördert.
Übergewicht fördert Arthroseleiden. (Bildquelle:Jerzy Sawluk / pixelio.de) |
Nach den
Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich bei
Übergewicht und Fettleibigkeit um eine „über das Normalmaß hinausgehende
Fettzunahme des Körpers“. Während gerade leichtes Übergewicht bei älteren
Menschen hilfreich ist, um zehrende Krankheiten zu überstehen, so ist die
Fettleibigkeit (Adipositas) krankhaft und führt schließlich zu Veränderungen im
Stoffwechsel, zu Ablagerungen in den Gefäßen und zu einer Überlastung der
Gelenke.
Als
Standardmaß für die Ermittlung von Übergewicht und Fettleibigkeit gilt der Body
Mass Index (kurz: BMI). Dieser berechnet sich aus dem Körpergewicht geteilt
durch das Quadrat der Körpergröße in Metern. Somit ergibt sich als Einheit des
BMI = kg/m2. Übergewicht beginnt ab einem BMI > 25 kg/m2;
Adipositas bei > 35 kg/m2. Derzeit ist circa jeder zweite
Deutsche übergewichtig und jeder Fünfte sogar fettleibig (adipös).
Die allgemeinen
Gesundheitsrisiken bei Adipositas sind z. B. Diabetes,
Herz-Kreislauferkrankungen oder Bluthochdruck. Daneben fördern Übergewicht und
Adipositas aber auch den Gelenkverschleiß und die Entstehung von Gelenkarthrosen.
Wissenschaftlich ist dieser Zusammenhang zwischen Körpergewicht und
Arthroseleiden hinlänglich belegt.
Fettleibigkeit drückt nicht nur auf
das Gemüt
Untersuchungen
an Mäusen und Menschen führten zum gleichen Ergebnis: Fettleibigkeit verursacht
Gelenkschäden. Doch nicht nur das Gewicht allein ist dabei so gefährlich. Der
Fettüberschuss verändert den Stoffwechsel sowie das hormonelle Gleichgewicht und
beeinflusst das Immunsystem des Körpers (Griffin & Guilak. 2008. Why is
obesity associated with osteoarthritis? Insights from mouse models of obesity.
Biorheology 45(3-4), 387–398; Sowers & Karvonen-Gutierrez. 2010. The
evolving role of obesity in knee osteoarthritis. Curr Opin Rheumatol 22(5), 533–537; doi:10.1097/BOR.0b013e32833b4682).
Sehr
fetthaltige Nahrung rief bei Mäusen Gelenkdegeneration und arthritische
Symptome hervor. Zudem bestand ein offensichtlicher Zusammenhang zwischen der
Schwere der Symptome und den im Blut zirkulierenden Konzentrationen von Leptin,
Adiponektin und anderen Entzündungsstoffen, sogenannte Cytokine. Adipositas löst
Entzündungen aus, die den Gelenkknorpel schädigen und schließlich im Vollbild
einer Arthrose münden können (Griffin et al. 2010. Diet-induced obesity differentially
regulates behavioral, biomechanical, and molecular risk factors for
osteoarthritis in mice. Arthritis
Research & Therapy 12, R130).
Hochkalorische
Diäten förderten in Mäusen die Fettzunahme und gleichzeitig wurde eine Osteoarthritis
(Arthrose) ausgelöst. Die Tiere wurden bewegungsfaul, was die Forscher als ein
Zeichen für bestehende Schmerzen und Gelenkschäden deuteten (O’Conor et al. 2013. Increased
susceptibility of Trpv4-deficient mice to obesity and obesity-induced
osteoarthritis with very high-fat diet. Ann Rheum Dis 72(2), 300-4; doi:
10.1136/annrheumdis-2012-202272).
Doch was
kann der Mensch von den Mäusen lernen? Lassen sich die Ergebnisse wirklich übertragen?
Im Prinzip ja. Auch beim Menschen erhöht
sich das Arthroserisiko bei einer extremen Körpergewichtszunahme. Eine Studie
aus dem Jahr 2011 untersuchte mehr als 3000 Patienten auf den Zusammenhang
zwischen BMI und Knie- (n = 1042) oder Hüftgelenksarthrose (n = 1007). Weitere
1121 Menschen waren als Kontrolle rekrutiert worden. Mit steigendem BMI nahm auch
die Wahrscheinlichkeit für eine Kniegelenks- bzw. Hüftgelenksarthrose zu. Darüber
hinaus war festzustellen, dass je früher das Übergewicht im Leben auftrat,
desto höher war die Wahrscheinlichkeit für eine spätere Arthrose (Holliday et al. 2011. Lifetime
body mass index, other anthropometric measures of obesity and risk of knee or
hip osteoarthritis in the GOAL case-control study. Osteoarthritis Cartilage 19(1), 37-43;
doi: 10.1016/j.joca.2010.10.014).
Zusätzlich
fördert extremes Übergewicht den Bewegungsmangel. Im höheren Lebensalter resultiert
daraus ein sehr großer Muskelverlust, wodurch die Kräfte auf die Gelenke zunehmen
könnten und so eine Arthrose gefördert würde (Conroy et al. 2013. Muscle
Strength, Mass and Quality in Older Men and Women with Knee Osteoarthritis:
Findings from Health, Aging and Body Composition Study. Arthritis Care Res (Hoboken) 64(1),
15–21; doi:10.1002/acr.20588).
Wenn ein
höheres Körpergewicht das Risiko für Arthrose steigert, gilt dann auch im
Umkehrschluss, dass eine Gewichtsreduktion das Risiko absenkt?
Adipositasprävention =
Arthroseprävention?
Adipositas
und Arthrose treten sehr häufig gemeinsam in Erscheinung. Zum einen führt die
Gewichtszunahme zu einer stärkeren mechanischen Belastung des Gelenkknorpels, zum
anderen verändert das Fett die Körperzusammensetzung und beeinflusst das Bewegungsverhalten
der betroffenen Menschen. Der Bewegungsmangel nimmt aufgrund der Fettleibigkeit
noch weiter zu.
„Durch eine
Gewichtsreduktion lässt sich das Arthroserisiko tatsächlich verringern“, so
Wluka und Kollegen in einer kürzlich veröffentlichten Übersichtsarbeit (Wluka et al. 2013. Tackling
obesity in knee osteoarthritis. Nat Rev Rheumatol 9(4), 225-35; doi:
10.1038/nrrheum.2012.224). „Bei einer bereits fortgeschrittenen Arthrose könnten
die Symptome abgeschwächt werden und eine Funktionsverbesserung im Gelenk
eintreten.“ Generell gilt jedoch, dass je länger die Arthrose besteht, desto
mehr Zeit ist notwendig, um die Erkrankung zu verlangsamen oder möglicherweise
sogar ganz aufzuhalten.
Weitere Quelle:
WHO. 2000. Obesity: preventing and managing the global
epidemic. WHO Technical
Report Series 894. Genf, Switzerland.
Buchempfehlung von Marcus Mau zum Thema:
Wer mehr über Ernährung und alternative Arthrosebehandlung erfahren möchte, dem sei das Ideen & Wissen Themenheft empfohlen:
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