Kniegelenkspiegelung bei Arthrose ohne Nutzen
News: Medizin
Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. Marcus Mau.Die Arthroskopie gilt heute als eines der bevorzugten Mittel zur Behandlung einer Arthrose des Kniegelenks (Gonarthrose). Doch ihr Nutzen ist nicht belegt. Lediglich im Vergleich der Injektion von Glukokortikoiden in das Kniegelenk schnitt die Arthroskopie besser ab. Zu diesem Ergebnis kommt der Abschlussbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Auch eine neue Studie mit Trainingstherapie als Vergleich ändert nichts an dieser Einschätzung.
Die
Kniegelenk-Arthrose oder Gonarthrose ist eine chronisch fortschreitende
Erkrankung. Häufig sind beide Kniee zugleich betroffen. Das Gelenk versagt
zunehmend, was mit Veränderungen an der Gelenkstruktur, Schmerzen und
verminderter Beweglichkeit einhergeht. Der Alltag wird zur Tortur, die
Lebensqualität sinkt deutlich ab. In Deutschland erkranken rund 17 Prozent
aller Männer und 27 Prozent aller Frauen im Lauf ihres Lebens an Arthrose. Zu
den Risikofaktoren für eine Arthrose gehören Alter, Geschlecht, genetische
Faktoren und vor allem starkes Übergewicht. Bei einer therapeutischen
Kniegelenk-Arthroskopie wird das Kniegelenk gespiegelt und mit Kochsalzlösung
gespült; gegebenenfalls werden auch krankhaft veränderte Meniskus- oder
Knorpelanteile abgetragen oder geglättet. Das soll die Beschwerden lindern und gleichzeitig
die Beweglichkeit verbessern. Doch was ist dran an diesen Aussagen?
Studien mit großen Unsicherheiten behaftet
Es wurden
elf randomisierte und kontrollierte Studien mit zusammen über 1.000
Patientinnen und Patienten in die Bewertung einbezogen. Etliche Untersuchungen
waren jedoch mit Unsicherheiten behaftet. Zum Beispiel waren die Studien nicht
als Blindversuch angelegt: Die Behandelten wussten dann zu jedem Zeitpunkt, ob sie
eine Arthroskopie bekamen oder nicht. Dabei lassen sich durchaus
Scheinarthroskopien durchführen, bei denen ein kleiner Einschnitt am Knie
erfolgt, anschließend aber nicht weiter operiert wird. Gerade solche
„Placebo-Operationen“ sind für die Bewertung aussagekräftig, wenn auch nicht
unumstritten. Generell gilt, dass Placebo-Effekt und Erwartungshaltung von
Patienten die Studienergebnisse ganz maßgeblich beeinflussen können.
Kein Vorteil gegenüber Scheineingriffen
Aus den
meisten Studien ließ sich kein Nutzen der therapeutischen Arthroskopie im
Vergleich zur Scheinoperation und zur Nichtbehandlung ableiten. Auf der anderen
Seite waren aber ebenso wenig Schäden durch unerwünschte Therapiewirkungen eindeutig
zu erkennen. Überrascht waren die Wissenschaftler davon, wie groß die gefühlte Verbesserung
nach einer Placeboarthroskopie ausfiel. Nur gegenüber der Injektion von
Glukokortikoiden ins Kniegelenk hatte die Arthroskopie einen leichten Vorteil:
Die Patienten hatten weniger Beschwerden. Ob sich dadurch auch die
Lebensqualität allgemein verbesserte, zeigten die Studien nicht.
Trainieren oder Operieren?
Die
Arthroskopie war im Vergleich zu einer Trainingstherapie unter
physiotherapeutischer Aufsicht zu keinem Studienzeitpunkt überlegen. Sie
verringerte weder die Schmerzempfindung noch sorgte sie für eine anschließend
höhere Beweglichkeit des betroffenen Gelenks. Somit lautet das nüchterne
Gesamtergebnis: Der Nutzen einer Arthroskopie des Kniegelenks zur Behandlung
von Gonarthrose ist nicht belegt.Quelle: Pressemitteilung; Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vom 12.05.2014
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