Wird die frühe Arthrose jetzt heilbar?

News: Medizin

Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. Marcus Mau.

Knorpelschäden sind eine der häufigsten Gelenkerkrankungen und können der Anfang für eine Arthrose sein. Eine Heilung des Defekts scheint jetzt dank eines neuen Präparats möglich. Das Geheimnis ist eine Kollagenmatrix, die z. B. ins Knie gespritzt wird und in die Zellen aus dem umliegenden Gewebe einwandern können. An der Entwicklung des Verfahrens zur Aufreinigung des Kollagens ist auch das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) beteiligt.

Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa fünf Millionen Menschen einen Knorpelschaden. Am häufigsten ist dabei das Knie betroffen. Knorpelschäden sind nicht nur schmerzhaft, sondern führen oft über Jahrzehnte hinweg zu einer Arthrose. Im Verlauf der Erkrankung wird der Gelenkknorpel immer stärker abgetragen, bis schließlich die Knochenflächen freiliegen. In diesem Spätstadium hilft meist nur noch der vollständige Gelenkersatz.

Biologische Behandlungsverfahren bei Knorpelschäden

Vereinzelt sind schon heute biologische Therapieverfahren eine gute und vor allem frühzeitige Alternative zum künstlichen Kniegelenk. Die autologe Chondrozytentransplantation beispielsweise nutzt Knorpelzellen aus einem Stück gesundem Knorpel des Patienten, der im Labor vermehrt und nach etwa drei Wochen – meist auf einer formgebenden Matrix – in den Defekt implantiert wird. Mit der Zeit bauen die implantierten Zellen die Matrix zu einem knorpelähnlichen Regenerationsgewebe um, sodass der Knorpeldefekt vollständig ausheilt. Die Kosten für eine solche Behandlung sind sehr hoch und nicht alle Krankenkassen erstatten die anfallenden Beträge. Zudem sind bei der autologen Chondrozytentransplantation immer zwei operative Eingriffe notwendig: Beim ersten Eingriff werden die Knorpelzellen entnommen. Beim zweiten Eingriff werden die im Labor vermehrten Zellen eingepflanzt.

Kollagen aus der Spritze

Eine vergleichbar vollständige Heilung – mit nur einem operativen oder minimalinvasiven Eingriff – verspricht die Behandlung von Knorpeldefekten mit einem zellfreien Kollagenimplantat. Kollagen ist als Strukturprotein der Hauptbestandteil des Gelenkknorpels. Das erste, gelartige Produkt auf Kollagenbasis wurde bereits 2012 für den europäischen Markt zugelassen. Im Dezember 2013 erhielt jetzt eine Weiterentwicklung des gelartigen Kollagenimplantats die medizinische Zulassung in Europa. Das Kollagen liegt zunächst als flüssiges Implantat vor und kann daher mit einer speziellen Spritze direkt in den Knorpeldefekt gespritzt werden. Innerhalb von Minuten bildet sich ein formstabiler Knorpelersatz (eine Kollagenmatrix) aus. Knorpel- und Stammzellen sollen anschließend aus dem umliegenden Gewebe in die Kollagenimplantate einwandern und könnten auf diese Weise die Selbstheilung des verletzten Knorpels anregen. Innerhalb kurzer Zeit entsteht so neues, belastbares Knorpelgewebe. In MRT-Untersuchungen an Patienten zeigte sich, dass der Knorpeldefekt bereits nach sechs Monaten nahezu gefüllt ist.


Das flüssige Kollagenimplantat wird mit einer speziellen Spritze injiziert. (Bildquelle: Fraunhofer IGB)

Mit dem neuartigen Kollagengel scheint zumindest eine Heilung von Knorpelschäden im Frühstadium möglich. Bleibt abzuwarten, ob die Krankenkassen die Kosten für diese Behandlung übernehmen werden. In jedem Fall aber kostet die Nachfrage beim behandelnden Arzt oder der zuständigen Gesundheitskasse erst einmal nichts.

Quelle:
Schandar M, 2014, Pressemitteilung "Kollagen fürs Kniegelenk": http://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2014/kollagen-kniegelenk.html

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