Ein Kuss für Millionen
News: Forschung
Für Sie aufgespürt und zusammengefasst von Dr. Marcus Mau.
In unserer Mundhöhle leben Millionen von unterschiedlichen
Bakterien. Sie besiedeln unsere Zähne, unsere Zungenoberfläche und schwimmen
sogar im Speichel. Erst seit Kurzem lernen Forscher weltweit, dass unser
Mikrobiom – die Gesamtheit aller Bakterien des Menschen – die Prozesse in
unserem Körper auf vielfältige Weise steuern und beeinflussen kann.
Autoimmunerkrankungen, Übergewicht, ja selbst unser Sexualverhalten soll in
gewissem Umfang mit den Mikroorganismen, die uns besiedeln, in Zusammenhang
stehen. So soll das Küssen denn auch das Immunsystem des Menschen stärken.
![]() |
Bei einem 10-sekündigen Kuss tauschen wir bis zu 80 Mio. Bakterien aus. (Quelle: olga meier-sander/pixelio.de) |
Bei einem intimen Kuss
werden 80 Millionen Bakterien ausgetauscht
Die Forscher um Remco Kort untersuchten Speichel und
Zungenoberfläche bei 21 Paaren, die an einem kontrollierten Kuss-Experiment
teilnahmen. Um die Menge an ausgetauschten Mikroben erfassen zu können, mussten
die Probanden in einem zweiten Versuch probiotischen Joghurt essen, der
hauptsächlich Lactobacillus und Bifidobacterien enthielt. Die Wissenschaftler stellten fest, dass küssende Partner bis
zu 80 Millionen Bakterien austauschen und somit deutlich ähnlichere
Mundmikrobiome hatten als sich unbekannte Personen. Interessanterweise war die
Ähnlichkeit bei den Bakterien am größten, welche unsere Zungenoberfläche
besiedeln. Dennoch scheinen diese Ähnlichkeiten nicht direkt vom Kuss
abzuhängen. Sie sind wahrscheinlich vielmehr von den Lebensgewohnheiten, übereinstimmender
Ernährungsweise sowie anderen Umweltfaktoren der Paare beeinflusst.Da sich die Bakteriengemeinschaften nach dem letzten Kuss sehr schnell wieder individuell umgestalten, erhöht ein Kuss von Zeit zu Zeit nicht nur den Zusammenhalt der Partner, sondern sorgt auch für einen regelmäßigeren Austausch der „Mitbewohner“ in unserer Mundhöhle.
Quelle:
Kort
R et al. Shaping the oral microbiota through intimate kissing. Microbiome 2014;
2:41
Kommentare
Kommentar veröffentlichen