Schmerztherapie bei Arthrose – Von Risiken und Alternativen
Insights: Medizin
von Dr. Marcus Mau
Arthrose ist die
häufigste Gelenkerkrankung in Deutschland und meist ist das Knie betroffen. Im
Spätstadium kommt es zu schweren und oft langwierigen Entzündungen, die die
Gelenke anschwellen lassen und zu Bewegungseinschränkungen sowie unerträglichen
Schmerzen führen. Die Mehrzahl der Patienten in diesem Stadium der Erkrankung ist
auf Schmerzmittel angewiesen. Diese haben bei Langzeiteinnahme jedoch ausnahmslos
sehr schwere Nebenwirkungen. Doch gibt es verträgliche Alternativen? Wenn ja,
wie wirken diese und für wen sind sie am besten geeignet?
Etwa fünf Millionen Betroffene leben in Deutschland und entgegen
der allgemeinen Auffassung ist die Arthrose keine reine Erkrankung älterer
Menschen. Seinen Anfang nimmt das Leiden bereits in jungen Jahren. Die Arthrose
ist eine degenerative, d. h. zerstörerisch fortschreitende Abnutzung der
Gelenkknorpel. Als Ursachen sind meist Überbeanspruchung und jahrzehntelange Fehlbelastung
zu nennen. Da zerstörte Knorpelanteile mit heutigen Mitteln noch nicht
regeneriert werden können, kommt es über Jahre und Jahrzehnte hinweg ebenso zu
Verformungen an den das Gelenk bildenden Knochen. Das Gelenk wird unbeweglich,
schwillt durch schwere Entzündungen an und verursacht kaum noch zu ertragende
Schmerzen.
Schmerzmittel und
Entzündungshemmer bei Arthrose
In der langfristigen
Schmerztherapie von Arthrosepatienten werden je nach Schweregrad der Schmerzen Medikamente
aus drei Gruppen verwendet. Für leichtere Anfangsbeschwerden reicht häufig der
Klassiker Aspirin aus. Bei stärkeren Schmerzen werden standardmäßig die
nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen eingesetzt.
Diese haben jedoch bei Langzeiteinnahme sehr schwere Nebenwirkungen im
Magen-Darm-Bereich oder etwa den Nieren. Aus diesem Grund entwickelte die
pharmazeutische Industrie die COX-2-Hemmer, welche auch als selektive NSAR
bezeichnet werden. Diese schädigen zwar zum Teil weniger Magen, Darm und
Nieren, sind jedoch nachweislich nicht für Herz-Kreislaufpatienten geeignet.
Doch wie wirken eigentlich diese Medikamente?
Die Wirkung der Medikamente
basiert im Wesentlichen auf der Hemmung zweier Eiweiße im Körper. Das eine,
COX-1 genannt, ist wichtig z. B. für den Schutz des Magens und die Funktion der
Nieren. Das andere, die COX-2, spielt eine entscheidende Rolle für
Entzündungsprozesse. Es nutzt die aus tierischen Fetten stammende
Arachidonsäure, um daraus Prostaglandine zu bilden, die unter anderem im
arthritischen Gelenk Entzündungsprozesse hervorrufen. Aus diesem Grund ist es
so wichtig, bei Arthrose eine strenge Diät mit wenigen tierischen Fetten
einzuhalten. Damit wird dem Enzym im Körper der Ausgangsstoff entzogen, sodass
sich die Entzündungen zurückbilden können. Die nicht-steroidalen Medikamente
setzen ebenfalls an den Enzymen an und hemmen sie. Jedoch verursacht im Grunde
diese Hemmung auch die Nebenwirkungen, die bei Langzeiteinnahme der
Schmerzmittel auftreten.
Risiken und
Nebenwirkungen – Die gesundheitlichen Kosten der SchmerztherapieObgleich sie weltweit verbreitet sind, haben Arthrosemedikamente sehr starke Nebenwirkungen, weshalb derzeit nur eine kurzzeitige Anwendung empfohlen wird. Prinzipiell können alle Organsysteme von den Nebenwirkungen betroffen sein, doch besonders zahlreich sind Schädigungen im Bereich von Herz-Kreislauf sowie im Magen und Darm. Zu den am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen der Arthrose-Schmerzmittel zählen:
- Arteriosklerose und Herzinfarkt (z. B. Diclofenac, Celecoxib > 200 mg/Tag)
- Blutungsneigung (z. B. Aspirin)
- Nierenfunktionsschäden (z. B. Naproxen, Celecoxib)
- Störungen in Magen und Darm bis hin zu Blutungen (z. B. Aspirin, Diclofenac, Piroxicam, Ketoprofen)
Magengeschwüre entstehen Studien zufolge in 2 von 3 Patienten, die langfristig mit NSAR behandelt werden. Jeder dritte Schmerzpatient entwickelt sogar Magen-Darm-Blutungen, die eine Anämie (Blutarmut) auslösen können. Im Dünndarm führen Schleimhautschäden zu Verwachsungen, die das Darmlumen einengen. „Insbesondere vor der Schädigung des Darms können wir die Schmerzpatienten, die auf NSAR angewiesen sind, praktisch auch heute noch nicht schützen“, sagte Prof. Dr. Markus Gaubitz aus Münster. Einer Studie aus den USA zufolge könnte die Dunkelziffer der Betroffenen sogar höher sein. Die amerikanischen Wissenschaftler schätzen, dass etwa 30% der Krankenhausaufenthalte im Jahr auf Nebenwirkungen des langfristigen NSAR-Konsums zurückgehen.
Die selektiven NSAR, oder auch COX-2-Hemmer genannt, wirken gezielt nur auf eines der beiden Enzyme ein und verursachen deshalb auch nicht die mit den anderen NSAR beobachteten Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich. Jedoch arbeiten im Gefäßsystem die beiden Enzyme COX-1 und COX-2 in einem Gleichgewicht zusammen. Wird nun COX-2 durch die COX-2-Hemmer ausgeschaltet, überwiegt die Funktion des anderen Enzyms. In der Folge kommt es zu Ablagerungen in den Gefäßen, was als Arteriosklerose bezeichnet wird. Nach Jahren der Anwendung droht ein teilweiser oder vollständiger Verschluss der Herzkranzgefäße, was schließlich den gefürchteten Herzinfarkt mit tödlichem Ausgang auslösen kann. Daher wird der Einsatz von nicht-steroidalen Antirheumatika für Herz- und ebenso für Nierenpatienten nach heutigem Wissen nicht mehr uneingeschränkt empfohlen. Doch gibt es überhaupt Alternativen?
Verträgliche Alternativen – auf natürliche Weise Schmerzen behandeln
Als eine alternative Möglichkeit zu den nicht-steroidalen Schmerzmitteln bei der Behandlung von Arthrosepatienten werden derzeit beispielsweise die Omega-3-Fettsäuren diskutiert. Diese sind die natürlichen Gegenspieler der Arachidonsäure, welche zur Gruppe der Omega-6-Fettsäuren gehört. Die Cyclooxygenasen sind nicht in der Lage, Omega-3-Fettsäuren in Prostaglandine umzuwandeln. Dadurch werden die Enzyme sehr effektiv gehemmt. Durch die Blockierung der COX-1 und COX-2 werden weniger Prostaglandine gebildet und die Entzündungen im betroffenen Gelenk gehen zurück. Somit wird auch das Schmerzempfinden verringert. Die Wirksamkeit der Omega-3-Fettsäuren in Arthritispatienten wurde bereits in einer aktuellen Meta-Studie nachgewiesen. Die Patienten benötigten zudem deutlich weniger Schmerzmittel, wenn sie über drei Monate hinweg täglich mehr als 2,7 g Omega-3-Fettsäuren über die Nahrung zu sich nahmen.
Ein besonders aussichtsreicher
Ansatz ist überdies die Kombination von Omega-3-Fettsäuren mit Glucosaminsulfat.
In einer Studie erhielten die Teilnehmer 1500 mg Glucosaminsulfat pro Tag in
Kombination mit Omega-3-Fettsäuren. Anschließend befragten die Wissenschaftler
die Patienten über 26 Wochen hinweg zu ihrem persönlichen Schmerzempfinden. Im
Ergebnis hatten die Patienten mit kombinierter Therapie deutlich weniger
Schmerzen und Bewegungseinschränkungen als die vergleichend mitgeführte
Glucosaminsulfat-Gruppe. Die Kombination aus Glucosaminsulfat und
Omega-3-Fettsäuren konnte das Fortschreiten der Arthrose verlangsamen. Darüber
hinaus zeigten weder Glucosaminsulfat noch Omega-3-Fettsäuren
Langzeitnebenwirkungen, sodass sich dieser Ansatz zu einer sicheren oder
zumindest risikoärmeren Behandlung weiterentwickeln ließe.
Eine neuartige und ebenfalls schmerzlindernde
Behandlung bieten Cremes mit Phospholipiden, die den arthritischen Knorpel
stabilisieren und „einfetten“ und so das Reiben der Gelenkflächen sowie
Entzündungen verringern. In Studien zeigte sich, dass diese Cremes in der
Schmerzlinderung mit dem häufig angewendeten COX-2-Hemmer Celecoxib
konkurrieren können und tatsächlich eine nebenwirkungsarme Alternative zur
konventionellen Schmerzbehandlung darstellen.
Noch mehr zum Thema Arthrose und natürliche Behandlungsmethoden finden Sie unter folgendem Link auf Ideen & Wissen: http://ideen-und-wissen.blogspot.de/2013/08/arthrose-ganz-naturlich-behandeln-ein.html
Buchempfehlung von Marcus Mau zum Thema:
Wer mehr über Ernährung und alternative Arthrosebehandlung erfahren möchte, dem sei das Ideen & Wissen Themenheft empfohlen:
Quellen:
Conaghan et al.
Poster, Annual European Congress of Rheumatology, Juni 2012, Berlin.Buchempfehlung von Marcus Mau zum Thema:
Wer mehr über Ernährung und alternative Arthrosebehandlung erfahren möchte, dem sei das Ideen & Wissen Themenheft empfohlen:
Quellen:
Gruenwald et al.
Advances in Therapy 2009; 26(9):858-871
Lee et al. Arch Med Res.
2012; 43(5):356-362
Pirmohamed M. et al. BMJ
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Schjerning
Olsen A-M. PLOS One 2013; 8(1):e54309, doi:10.1371/journal.pone.0054309
Ungprasert P. et al. Am Med J 2012; 3:115-123
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Diesen Artikel auch als Pressemitteilung für die eigene Internetseite oder Publikation verwenden unter: http://www.openpr.de/news/710485/Schmerztherapie-bei-Arthrose-Von-Risiken-und-Alternativen.html
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